Wie der Darm das Gehirn steuert – Zusammensetzung der Darmflora spielt eine entscheidende Rolle

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In den letzten Jahren hat der Begriff „Darm-Hirn-Achse“ eine geradezu sensationelle Karriere hingelegt. Beschreibt er doch einen Kommunikationsweg zwischen Darm und Gehirn, der lange Zeit unbeachtet geblieben war und zudem auch nicht für möglich gehalten wurde.

Geht es um nichts weniger als um die Steuerung von Gehirnfunktionen durch den Darm. Eine für viele bis heute schwer verdauliche Kost, gibt sie dem Begriff „Bauchgefühl“ doch eine völlig neue Bedeutung. Was steckt also hinter der Darm-Hirn-Achse und wie muss man sich eine Steuerung von Hirnfunktionen durch den Darm vorstellen?

Der Bauch redet mit dem Gehirn

Natürlich darf man sich eine Unterhaltung zwischen Darm und Gehirn nicht im Wortsinne vorstellen, auch ist die Art der Kommunikation noch nicht in allen Teilen geklärt. Jedoch glaubt die Forschung heute zu wissen, dass der Darm und seine Darmflora auf mindestens drei Wegen mit dem Gehirn in Kontakt treten können. Dazu gehören Hormone und Neurotransmitter wie Serotonin, die im Darm produziert und Wirkungen in Nervenzellen des Gehirns entfalten, Stoffwechselprodukte der Darmbakterien wie Buttersäure, die die Eigenschaften der Bluthirnschranke verändern ebenso wie Immunmoleküle, die von Darmbakterien produziert, die Physiologie der Nervenzellen beeinflussen. So wissen wir aus vielen experimentellen Untersuchungen, dass unsere Darmflora für viel mehr verantwortlich ist als nur Ernährung und Verdauung sicher zu stellen.

Sie nimmt Einfluss auf immunologische Prozesse, das zentrale Nervensystem und den Energiehaushalt. Es ist daher naheliegend zu vermuten, dass eine Störung der Darmflora oder eine Verschiebung in ihrer bakteriellen Zusammensetzung auch Einfluss auf das körperliche und psychische Wohlbefinden haben könnte. Tatsächlich wird diese Vermutung durch Experimente mit Mäusen gestützt. Auch beim Menschen weisen Korrelationen auf einen Zusammenhang zwischen gestörter Darmflora und dem Auftreten von bestimmten Formen von Autismus, Schizophrenie, Depressionen und neurodegenerativen Erkrankungen wie multiple Sklerose hin. Allerdings kann noch nicht endgültig die Frage beantwortet werden, ob eine veränderte Darmflora Ursache oder Folge von neuronalen Erkrankungen sind.

Es spricht aber einiges für einen ursächlichen Zusammenhang, da die Darmflora von depressiven Menschen bei Mäusen depressive Veränderungen auslösen kann. Deshalb versuchen Mikrobiologen und Neurowissenschaftler aktuell die gegenseitigen Beziehungen zwischen Nervensystem und Darmflora zu entschlüsseln, um dann in einem nächsten Schritt aus den gewonnenen Erkenntnissen völlig neue therapeutische Ansätze zur Behandlung von neuronalen Erkrankungen zu entwickeln. Vielleicht wird es in Zukunft dann möglich sein, eine Schizophrenie zu behandeln, indem die Zusammensetzung der Darmflora in gewünschte Richtungen verändert wird. Abwegig ist das nicht, denn schon heute können depressive Episoden mit Probiotika positiv beeinflusst werden.

Fazit: Die Zusammensetzung der Darmflora beeinflusst über die Darm-Hirn-Achse Funktion und Aktivität des zentralen Nervensystems einschließlich wichtiger Areale des Gehirns. In Zukunft könnten gezielte Veränderungen der Darmflora neue therapeutische Möglichkeiten zur Behandlung psychiatrischer und neurodegenerativer Erkrankungen eröffnen.